Der Ordnungs- und Sicherheitsdienst in Dortmund: übergriffig, unprofessionell und eskalativ – körperlicher Angriff auf die Fanhilfe!

Am vergangenen Freitag, den 18. Oktober 2024, gastierte der FC St. Pauli bei Borussia Dortmund. Mitgereist waren fast 8000 Fans, von denen ein nicht unerheblicher Anteil aufgrund des Verkehrschaos merklich zu spät kam. Dies sollte für einige jedoch nicht das einzige unerfreuliche Erlebnis an diesem Tag bleiben, denn von Gastfreundschaft kann in Bezug auf das Verhalten des Ordnungsdienstes im Westfalenstadion keine Rede sein.

Grenzüberschreitende Kontrollen

Die Braun-Weiße Hilfe erreichten mehrere Berichte, wonach während der Einlasskontrolle durch die Ordner*innen des Ordnungs- und Sicherheitsdienstes die Intimsphäre von Anhänger*innen des FC St. Pauli massiv verletzt wurde. So schilderten die Betroffenen gegenüber der Fanhilfe mehrere höchst invasive Kontrollen durch den Ordnungs-/ Sicherheitsdienst: Männlichen Fans wurde „an die Eier gepackt, also am Hosenstall vorne abgetastet“ und „richtig an den Hoden gefasst“. Als die Betroffenen dieses grenzüberschreitende und völlig unprofessionelle Verhalten kritisierten, hieß es lapidar, dass die Kontrollen nun mal so gemacht würden.

Auch weibliche FCSP-Fans machten schlimme Erfahrungen. Sie wurden unter anderem „beleidigt und an der Eingangskontrolle belästigt“. Es ging so weit, dass ihnen „ohne Vorwarnung mit beherztem Griff zwischen die Brüste“ gefasst und sogar in die Innenseite ihres BHs gegriffen wurde. 

Ein Fan berichtet, ein Ordner habe ihm „den Schal vom Hals gerissen und [ihn] geschubst“. Auch über weitere Fälle von Ordner*innen-Gewalt liegen der Fanhilfe gesicherte Informationen vor. In mindestens einem nachgewiesenen Fall versuchten Ordner*innen, unter Androhung eines Tageshausverbotes, eine Person zur Löschung von Handyfotos zu zwingen.

Die Einlasskontrolle gehört zum Stadionbesuch. Fußballfans sind sie gewohnt und reagieren routiniert darauf. Allerdings gibt es klare Grenzen, zu denen das Berühren von besonders intimen Körperzonen zählt. Dass Frauen an die Brust und Männern zwischen die Beine gegriffen wird, ist nicht hinzunehmen. Derartige Grenzüberschreitungen müssen von keinem Fan toleriert werden.

In letzter Zeit mehren sich leider die Berichte über invasive Kontrollen, bei denen körperliche Grenzen massiv überschritten werden. Die betroffenen Fans haben kaum Möglichkeiten, sich diesen zu widersetzen. Verweigern sie sich, wird ihnen der Einlass ins Stadion verwehrt. Oftmals kann die grenzüberschreitende Handlung nur im Nachgang kritisiert werden. 

Diese Entwicklung muss gestoppt werden. Daher fordern wir als Braun-Weiße Hilfe Borussia Dortmund dazu auf, sicherzustellen, dass bei den Kontrollen die Intimsphäre der Kontrollierten gewahrt bleibt. Hier gilt es nachweisbare Abhilfe zu schaffen und das Personal ggf. (nach)zuschulen.

Ein Angriff auf die Fanhilfe

Nachdem sich einige Betroffene bereits während des Spiels an die Fanhilfe gewandt hatten, beschlossen Vertreter*innen der Braun-Weißen Hilfe, die Dienstnummern einiger Ordner*innen zu notieren, die als besonders übergriffig und aggressiv aufgefallen waren. Ein Vorgehen, das niemanden überraschen sollte – ist die Ermöglichung einer späteren Aufklärung doch der Sinn einer solchen Kennzeichnung. Einige Ordner*innen bemerkten das Aufschreiben ihrer Nummern und waren davon augenscheinlich alles andere als begeistert. 

Während eine Ordnerin provokant ihre Weste in Richtung der Fanhilfe-Vertreter*innen hielt und höhnisch „Schreibt mich doch auf!“ brüllte, griffen andere Ordner die Mitglieder der Braun-Weißen Hilfe körperlich an. Nur das Eingreifen umstehender St. Pauli-Fans konnte verhindern, dass es hierbei zu Verletzungen kam.

Dieser Angriff auf die Fanhilfe ist mit nichts zu rechtfertigen und ebenso wenig zu entschuldigen! Es war ein rechtswidriger Versuch, die Verfolgung der eigenen Verfehlungen durch das Anwenden von körperlicher Gewalt zu unterbinden.

 

Das eskalative Auftreten des Ordnungsdienstes verdeutlicht die prekären Bedingungen, unter denen Fanhilfe-Vertreter*innen oftmals tätig sind. Gleichzeitig zeigt die Angst der Ordner*innen vor Identifizierung, dass die Arbeit der Fanhilfen effektiv und deshalb unerlässlich ist. Um diese Tätigkeit zu schützen, braucht es unter anderem Anerkennung. Der Braun-Weißen Hilfe wurde diese vonseiten Borussia Dortmunds versagt. Es wurde keine Akkreditierung erteilt, weshalb die Vertreter*innen dem Wirken des Ordnungsdienstes schutzlos ausgeliefert waren. Diese Vergabepraxis ist für die Zukunft kritisch zu hinterfragen. Fanhilfen müssen mit Arbeitskarten ausgestattet werden!

Das Auftreten des Ordnungs- und Sicherheitsdienstes muss vereinsintern kritisch aufgearbeitet werden. Jeder Fußballfan hat das Recht auf den Erhalt der körperlichen Unversehrtheit. Persönliche Grenzen müssen respektiert werden – egal ob in Dortmund oder anderswo!

Wir wünschen allen betroffenen St. Pauli-Fans viel Kraft! Sankt Pauli hält zusammen!

Braun-Weisse Hilfe | Oktober 2024

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