Mit Beginn der neuen Saison sind viele Fußballfans wieder der Polizei ausgesetzt. Egal ob zu Hause am Millerntor oder auswärts. Doch nicht immer sind Polizist*innen auch als solche direkt zu erkennen. Aus sogenannten einsatztaktischen Gründen treten sie in ziviler Kleidung auf. Ziel ist es, sich zu tarnen, um verdeckt operieren zu können.
SKB?
Das sicherlich bekannteste Beispiel für Polizist*innen in Zivil beim Fußball sind „Szenekundige Beamt*innen“ (SKB). Ihr Aufgabengebiet umfasst die „aktive Aufklärung im Vorfeld von Fußballspielen und Weitergabe von Informationen„. Informationen, auf deren Grundlage Fans beispielsweise in der bundesweiten (Verbund-) Datei „Gewalttäter Sport“ oder dem Hamburger Pendant „Sportgewalt“ gespeichert werden. So führt die Hamburger Datei alleine 13 St. Pauli-Fans als bloße „Störer/Verantwortliche„, bei vier weiteren heißt es, sie seien „Beschuldigte/Verdächtige“. Oftmals wissen die Betroffenen selbst nicht einmal etwas von dem Eintrag, sofern sie nicht in Eigeninitiative ein sogenanntes Auskunftsersuchen gestellt haben. Eine Speicherung kann grundsätzlich weitreichende Folgen haben. Solltest Du vermuten, davon betroffen zu sein, wende Dich vertrauensvoll an die Braun-Weisse Hilfe.
Eine weitere Aufgabe der „SKB“ besteht in der Verfolgung von Ordnungswidrigkeiten und Straftaten rund um den Spieltag. Der Einsatz bei Fußballspielen scheint dabei nicht mit einem besonderen Risiko verbunden zu sein, denn eine Gefahrenzulage erhalten die Beamt*innen nicht! Das so oft präsentierte „Feindbild Fußballfan“ wird intern also ungleich realistischer bewertet.
Inwiefern für die Tätigkeit spezielle Qualifikationen, Eigenschaften oder Fähigkeiten vonnöten sind bleibt unklar, da die Hamburger Polizei hierzu alle Auskünfte verweigert – selbiges gilt auch für Lehrgänge, bzw. Schulungen. Zu vermuten ist, dass es schlicht keinerlei speziellen Qualifikation bedarf.
Auch bleiben „alle Regelungen im Zusammenhang mit Szenenkundigen Beamten (SKB) […] in polizeilichen Dienstanweisungen und -vorschriften aufgeführt„ und somit für die Öffentlichkeit unbekannt, da die Inhalte auch als „Verschlusssache deklariert und nur für den internen Gebrauch bestimmt„ sind. Eine demokratische Kontrolle ist durch die fehlende Transparenz seitens der Polizei Hamburg nicht möglich. Selbst Angaben zur eingesetzten Anzahl von „Szenekundigen Beamt*innen“ werden unter Berufung der Einsatztaktik verwehrt.
TaBos?
Was jedoch klar ist, ‚Szenekundige Beamt*innen‘ sind nicht die einzigen zivilen Polizist*innen. Beispielsweise gehören zu jeder(!) Beweissicherungs- und Festnahme-Einheit (BFE) zivile Tatbeobachter*innen (TaBos). Ihre Aufgabe besteht darin, vermeintliche (Straf-) Taten zu beobachten und die vermeintlichen Straftäter*innen zu verfolgen. So, dass diese durch uniformierte Beamt*innen Fest- bzw. Ingewahrsamgenommen werden können. Zivile Tatbeobachter*innen versuchen dabei, im Gegensatz zu den SKB, auch im Nachhinein möglichst unerkannt zu bleiben.
Grundsätzlich muss aber gesagt werden, es gibt noch zahlreiche weitere polizeiliche Akteur*innen, die in Zivil auftreten!
Hey, na?
So meldete sich eine inzwischen zweistellige Anzahl von St. Pauli Fans bei der Braun-Weissen Hilfe. Sie alle wurden durch zivil-gekleidete Person(en) angesprochen. Es wurde versucht, ein Gespräch aufzubauen und offensichtlich Informationen zu erlangen. Lasse Dich nicht auf solche Gespräche ein! Wende Dich im Anschluss solcher Ansprachen an die Braun-Weisse Hilfe! Wir behalten diese Anquatschversuche im Blick, stellen etwaige Gemeinsamkeiten fest und informieren Euch gezielt über die Bestrebungen der Polizei.
Egal ob in Uniform oder Zivil: Don’t talk with cops – better call Braun-Weisse Hilfe!
Braun-Weisse Hilfe | August 2023