Beim Spiel des FC St. Pauli gegen Jahn Regensburg am 1. April 2023 ereignete sich ein Anquatschversuch eines Bremer ‚SKB‘, dessen Ziel ein junger Fan war. Der in Zivil auftretende Polizist passte den jungen Menschen augenscheinlich gezielt in einem Moment ab in, dem er sich von seinen Freund*innen unbegleitet durch das Stadion bewegte. Der ‚SKB‘ fragte als Gesprächseröffner nach der Vereinszugehörigkeit des Fans. Eine Offenlegung, dass der vermeintlich nette Gesprächspartner Polizeibeamter ist, fand nicht statt. Die betroffene Person ging jedoch nicht weiter auf die Unterhaltung ein.
Doch der Beamte ließ nicht locker und verfolgte nach Rücksprache mit weiteren Beamten in Zivil den Fan bis auf die Toilette, wo er ihn erneut ansprach. Der Fan durchschaute die Taktik des Polizisten dennoch schnell und entfernte sich aus dem „Gesprächsangebot“. Das einzig richtige Verhalten!
Wir raten dringend davon ab, auf derartige Gesprächsangebote einzugehen. Es gibt keinerlei Pflicht dazu, mit der Polizei zu sprechen, und ihr schützt damit euch und andere. Solltet ihr dennoch Ziel eines Anquatschversuchs werden, schreibt im Anschluss ein Gedächtnisprotokoll und meldet euch zeitnah bei uns.
Hinweis zu den Szenekundigen Beamt*innen:
Grundsätzlich gilt, dass ihr bei Fußballspielen versuchen solltet, weder mit der uniformierten Polizei, noch den in Zivil auftretenden ‚SKBs‘ zu reden. Auch Smalltalk – und sei es nur ein vermeintlich harmloses Gespräch über das Wetter – solltet ihr freundlich aber entschieden zurückweisen. Gerade die ‚SKBs‘ sind in Bremen und Hamburg maßgeblich an Ermittlungen und anderen Repressionsmaßnahmen gegen Fußballfans beteiligt.
Solltet ihr von ‚Szenekundigen Beamt*innen‘ oder sonstiger Polizei angesprochen werden, gilt: ruhiges, sachliches Verhalten zeigen und ein freundlicher Ton. Auch dann, wenn sie versuchen, euch zu provozieren und ihr euch in einer emotionalen Situation befindet. Außerdem ist es nie verkehrt, euch den Namen der Beamt*innen oder eine andere Identifizierungsmöglichkeit nennen zu lassen. In Bremen sind Polizist*innen gesetzlich verpflichtet, sich per Dienstausweis zu legitimieren, beim Einsatz in Zivilkleidung hat dies sogar unaufgefordert zu geschehen (§ 9 BremPolG). In Hamburg ist die Ausweispflicht nur unzureichend in einer nicht-öffentlichen Dienstanweisung geregelt.
Glaubt nicht, dass ihr der kriminalistischen List von Polizist*innen bzw. ‚SKB‘ überlegen seid! Sie sind professionell für genau solche Situationen ausgebildet. Bleibt einfach freundlich, aber bestimmt bei dem Minimum an Kontakt, der euch aufgezwungen wird, und beendet die Interaktion sobald wie möglich.
Grundsätzlich ist die Polizei verpflichtet, die Menschen unbehelligt ihr Leben leben zu lassen, solange sie nicht im Einzelfall durch rechtliche Bestimmungen ermächtigt ist, in das Leben der Menschen einzugreifen. Das müssen guten Gründe wie z. B. die Verhütung oder Verfolgung von Straftaten sein. Auf welcher rechtlichen Grundlage der ‚SKB‘ hier meinte, sich dem betroffenen Fan aufdrängen zu dürfen, bleibt im Dunkeln.
Braun-Weisse Hilfe & Grün-Weisse Hilfe | April 2023
— Update 11.04.2023 —
Nachtrag zum Anquatschversuch: Die Polizei Bremen hat mitgeteilt, beim besagten Spiel nicht eingebunden gewesen zu sein. Auch privat sei kein Bremer SKB vor Ort gewesen.