Schon mit Beginn des gemeinsamen Treffens der Fanszene Sankt Pauli auf der Promenade des Hamburger Junfernstiegs fiel die starke Polizeipräsenz auf. Dieses verdeutlichte sich noch mehr, als der gemeinsame Fanmarsch vom S-Bahnhof Othmarschen zur Arena startete. Ein zu Teilen mehrreihiges Polizeispallier (Kessel) begleitete die Fans Richtung Volkspark eng. Drüber hinaus setzte die Polizei auf zivile Einsatzkräfte. Sankt Pauli Fans berichteten gegenüber der Braun-Weissen Hilfe, dass zivile Polizist:innen versucht hätten sich besonders ’szentypisch‘ zu kleiden und sich dicht am Fanmarsch (mit)bewegt hätten.
Mit der gemeinsamen Ankunft am Stadion, waren die St.Paulianier:innen mit mehreren ausschließlich auf sie gerichtete Wasserwerfern konfrontiert. Die Einlasssituation gestaltete sich derweilen schwierig. Nur dem ruhigen und besonnenen Auftreten der Fans selbst war es zu verdanken, dass es keine größeren Zwischenfälle gab. Inwieweit der Hamburger SV den DFB Richtlinien zur Verbesserung der Sicherheit bei Bundesligaspielen – §22 genügte, bleibt zweifelhaft. Denn dort heißt es: „Die Kontrolleinrichtungen müssen so beschaffen sein, dass Kontrollen sicher, zügig und angemessen, insbesondere verhältnismäßig und sorgfältig, durchgeführt werden können“. Gerade weil die geschlossene Anreise öffentlich und somit absehbar war, ist es verwunderlich wie unzureichend die Einlasssituation für ein schnelles und sicheres Betreten des Stadions gestaltet wurde.
Der Ordnungsdienst verhielt sich in Ansprache, Durchsuchung und körperlichen Auftreten den Gästfans gegenüber unterschiedlich professionell. Neben der optischen Bezugnahme auf die rechtsoffene Symbolik >>Thin Blue Line<< fiel auch der zu Teilen ruppige und unfreundliche Umgang von Ordner:innen auf. Auch das Tragen handknöchelverstärkter Schutzhandschuhe sorgte für Verwunderung. Da alle eingesetzten Ordner:innen im deutschen Profifußball, durch QuaSOD seitens des DFB geschult sind, bedarf es da sicherlich noch einiger individueller Nachschulungen, insbesondere wie Fans abgetastet werden dürfen!
Im Stadion selbst zeigte die Polizei wiederholt starke Präsenz. Neben der zeitweisen Besetzung aller Ein- und Ausgänge, bewegten sich Polizist:innen auch in den Randbereichen der Blöcke in voller Montur. Von dort fertigten sie auch Video- und Fotoaufnahmen von Fans an. Wer, wie und warum jemand dokumentiert wurde – blieb offen. Als Braun-Weisse Hilfe verurteilen wir weiterhin diese Praxis! Es bleibt einerseits die originäre Aufgabe des Ordnungsdienstes die Hausordnung umzusetzten und andererseits völlig unangebracht, sich durchgehend so im Stadion zu positionieren. Darüber hinaus bleibt die Praxis polizeilicher Aufnahmen weiterhin intransparent.
Eine Intransparenz, die sich anscheinend auch bei den eingesetzten zivilen Einsatzkräften zeigt – insbesondere beim Ausweisen der eigenen Tätigkeit. Es bleibt kritisch zu hinterfragen, warum Zivilpolizist:innen sich in Konfliktsituationen nicht eben als solche zu erkennen geben. Gerade um entsprechende Situationen aufzulösen. Stattdessen zieht man wohl lieber die Dienstpisole. Ein Mittel, welches laut Hamburger SOG §24 angewendet werden soll, „wenn andere Maßnahmen des unmittelbaren Zwangs erfolglos angewendet sind oder offensichtlich keinen Erfolg versprechen“. Zudem versucht man über einen exklusiven Medienzugang die eigene Deutungshoheit zu erlangen. Hierfür nutzt man anscheinend lieber die Hamburger Boulevardmedien als das offizielle Presseportal der Hamburger Polizei. Wie viel Substanz diese mediale Vorverurteilung haben wird, bleibt abzuwarten. Wir rufen alle Sankt Paulianer:innen dazu auf: Beteiligt euch nicht an diesen Spekulationen – wendet euch im Zweifel lieber an die Fanhilfe.
Sankt Pauli hält zusammen!
Braun-Weisse Hilfe | April 2023