Als beim Auswärtsspiel Sankt Paulis bei Hansa Rostock am 21.08.22 – kurz vor dem 30. Jahrestag der rassistischen Pogrome in Rostock-Lichtenhagen – ein Banner mit „Lichtenhagen“ Schriftzug und „der Sonnenblume“ in Richtung Gästeblock hing, war dies mehr als eine simple Provokation. Es ist Sinnbild des rassistischen Flächenbrands in den frühen 90er-Jahren, welcher nicht nur zu massiven Einschränkungen des Rechts auf Asyl führte und den gesellschaftlichen Diskurs (noch weiter) nach rechts verschob.
Die damaligen Pogrome wurden begleitet durch eine passive Polizei. Sie sind auch heute noch eine Chiffre im kulturellen Gedächtnis der Rechten, ohne die Bewegungen wie PEgIdA und die rassistischen Anschlags- und Gewaltwellen 2015/2016 schlecht denkbar sind. Dass die Gefahr von rechts auch heute noch präsent und akut ist, zeigen aktuelle Beispiele wie der Aufstand gegen die geplante Geflüchtetenunterkunft in Upahl.
Mit Blick auf die gesellschaftliche Strahlkraft der Ereignisse und die Aktualität der Bedrohung stellen sich damals wie heute einige Fragen:
Welche gesellschaftlichen und politischen Strukturen haben die Entwicklung ermöglicht und befeuert, welche Rolle spielte die Polizei und was war eigentlich mit der linken Szene? Wie haben die Pogrome von Lichtenhagen im Anschluss gesellschaftlich gewirkt, welche direkten und indirekten Konsequenzen haben sich ergeben?
Diese und weitere Fragen möchten wir mit dem Journalisten Kai Budler näher beleuchten. Durch Vortrag und offene Fragen- und Gesprächsrunde wollen wir uns dem Thema in seiner Mehrdimensionalität angemessen nähern.
„Die Pogrome von Rostock Lichtenhagen – offener Rassismus und eine untätige Polizei!“ – ein Vortrag von und mit Kai Budler | 24.02.2023 | 19:30h | FC St.Pauli Museum (Heiligengeistfeld 1, 20359 Hamburg)