Am 27. August 2023 kam es am Hamburger Millerntor zur Begegnung des FC St. Pauli gegen den 1. FC Magdeburg. Schon während der Anreise waren die Magdeburger Gästefans mit zahlreichen polizeilichen Maßnahmen konfrontiert. Diese setzte sich am Einlassbereich des Gästeblocks fort. Im Stadion selbst fiel die Polizei insbesondere durch die Missachtung der Privatsphäre einzelner Magdeburger Fans auf – indem sie in den WC-Bereich filmte. Auch wir von der Fanhilfe des FC St. Pauli kritisierten dieses Vorgehen über die sozialen Medien. Aufgrund der zahlreichen Kritik äußerte sich jetzt die Polizei Hamburg auf journalistische Nachfrage folgendermaßen:
Die Polizei habe „eine[n] starken Farb/Lackgeruch wahrgenommen“, daraufhin seien in den Toiletten „frische Farbschmierereien festgestellt“ worden und man habe diese „im weiteren Verlauf beweissicher dokumentiert“, so der Kommentar im Hamburger Abendblatt.
Gegenüber der Braun-Weissen Hilfe schilderte ein FCM-Fan die Situation wie folgt: Die Toiletten „waren abgesehen von Aufklebern und Grafitti zahlreicher Gästemannschaften vollkommen intakt und sauber“. Nachdem er diese mit anderen Fans verlassen wollte, stand er „plötzlich einer größeren Anzahl von Polizisten gegenüber, die sämtliche Personen, die aus der Toilette kamen, filmten und die geöffnete Tür nutzen, um auch vom hinteren Bereich der Sanitäranlage Aufnahmen zu machen“. Der Fan reagierte geistesgegenwärtig und dokumentierte fotografisch die Situation, obwohl er zuvor schon „verbal stark durch Beamte“ zum Löschen von Fotos gedrängt worden war. Die Polizist*innen hätten ihm klar zu verstehen gegeben, dass es Ärger gebe, wenn er sie noch einmal fotografiere. Untermauert wurde diese Drohung mit „einem deutlich wahrnehmbaren Rempler“.
Das heißt, die Polizei nötigte, bedrohte und agierte körperlich gegenüber Gästefans, welche friedlich ihre Grundrechte geltend machen wollten. Grundsätzlich ist hier zu fragen, wie seitens der Hamburger Polizei mit Gästefans am Millerntor umgegangen wird? Denn vergessen wir nicht, auch wir St. Pauli Fans sind alle zwei Wochen ‚auswärts‘ zu Gast.
Die Braun-Weisse Hilfe wird daher die Fanhilfe Magdeburg in ihrem Bemühen unterstützen, diesen Einsatz kritisch aufzuarbeiten. Schlussendlich muss geklärt werden, ob die angewendeten polizeilichen Mittel geeignet und auch verhältnismäßig waren.
Aus eigene Erfahrung wissen wir jedoch, wie schwierig es sein kann, Polizist*innen für ihr Handeln verantwortlich zu machen. Das zeigte nicht zuletzt die erlebte Polizeigewalt vieler St. Pauli Fans beim Derby gegen den Stadtrivalen im Oktober 2022. Zeigen wir zusammen Polizeigewalt die Rote Karte!
Sankt Pauli hält zusammen!
Braun-Weisse Hilfe | August 2023